Das Bewusstsein für unsere Geschichte stärken

Das Bewusstsein für unsere Geschichte stärken.

Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte.

„Das war nicht nur meine Befreiung, das war meine zweite Geburt“, berichtet Zeitzeugin Esther Bejarano im Schulprojekt „Familiengeschichten aus der NS-Zeit“ über ihre Befreiung vom Nationalsozialismus. Das Projekt ist eines von 40 Veranstaltungen, die im Rahmen von „Mitten unter uns – Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte“ vom 1. bis 15. November im Bezirk Hamburg-Mitte stattfindet. Viele Menschen aus dem Bezirk Hamburg-Mitte engagieren sich in Stadtteilarchiven, Geschichts- oder Lernwerkstätten, kulturellen Einrichtungen oder an Gedenkorten. In der Woche des Gedenkens werden ihre Aktivitäten gebündelt und die Initiativen und Einrichtungen präsentieren sich mit Führungen, Stadtrundgängen, Theater- sowie Filminszenierungen, Lesungen und Gesprächsrunden. Mit der Woche des Gedenkens wird an die Opfer des Holocaust und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. Neben dem Informationsaustausch soll vor allem das Bewusstsein für unsere Geschichte gestärkt werden – um die Propaganda der Intoleranz, des Hasses, der Ausgrenzung, der Verfolgung und des Faschismus nie wieder erstarken zu lassen.
Um möglichst vielen Interessierten die Möglichkeit zu geben, an den Veranstaltungen teilzunehmen, werden viele der Veranstaltungen dieses Jahr zusätzlich aufgezeichnet oder finden online auf www.gedenken-hamburg-mitte.de statt. Auch das Interview mit der Zeitzeugin Esther Bejarano wird in der Woche des Gedenkens online veröffentlicht.
In Wilhelmsburg und auf der Veddel finden ebenfalls mehrere Veranstaltungen statt: Mit einer Lichtinstallation sowie mehreren Kunstinstallation entlang der Stolpersteine gedenkt Wilhelmsburg von Montag, 9. November, bis Sonntag, 15. November, der Opfer der Reichsprogromnacht von 1938. Ein „roter Faden“ verbindet alle auf der circa drei Kilometer langen Strecke liegenden Stolpersteine im Reiherstiegviertel rund um den Stübenplatz. Zusätzlich zu den Lichtinstallationen stellen Jugendliche an jedem Gedenkplatz Lautsprecher auf, über die zu den Biografien der Opfer gesprochen wurde. Initiiert wird das Projekt „Wilhelmsburg leuchtet – Wilhelmsburg gedenkt“ von Schülerinnen und Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums.
Am Montag, 9. November, laden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der internationalen Antisemitismuskampagne „Why should I care about your history?“ des Helmut-Schmidt-Gymnasiums um 18 Uhr zum Gedenken an die Verbrechen der Novemberpogrome von 1938 auf den Stübenplatz ein. Die Wilhelmsburger Jugendlichen führen dort Eindrücke aus einem Theaterstück auf, das sie gemeinsam mit israelischen Jugendlichen aus Sderot im Oktober 2019 in Tel Aviv und Jerusalem erarbeitet haben.
Am Dienstag, 10. November, werden von 17 bis 18.30 Uhr exklusive Auszüge aus dem dem Dokumentarfilm „Why should I care?“ über das Antisemitismusprogramm des Helmut-Schmidt-Gymnasiums im Metropolis-Kino, Kleine Theaterstraße 10, gezeigt. Anschließend findet eine Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Der Eintritt kostet 7,50 Euro, ermäßigt 5 Euro. Die Plätze sind begrenzt, eine Anmeldung notwendig.
Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte erzählt in Kooperation mit der Initiative Dessauer Ufer am Freitag, 13. November, von 15 bis 17 Uhr bei einem Rundgang zum Thema Zwangsarbeit im Hafen vor allem die Geschichten der Häftlinge des Neuengammer Außenlagers am Dessauer Ufer auf der Veddel. Das „Lagerhaus G“ am Dessauer Ufer befindet sich auf dem Kleinen Grasbrook im ehemaligen Hamburger Freihafen. Das Lagerhaus wurde ab 1903 errichtet – und war im Nationalsozialismus ein Außenlager des KZ Neuengamme. Von Juli bis September 1944 wurden hier 1500 jüdische Frauen vor allem aus Tschechien, Ungarn und Polen inhaftiert, anschließend bis Ende Oktober 1944 2000 männliche KZ-Häftlinge. Die Häftlinge mussten im Hafen Bau- und Aufräumarbeiten verrichten. Das „Lagerhaus G“ ist eines der letzten erhaltenen Bauwerke in Hamburg, in denen KZ-Häftlinge untergebracht worden sind. Die Führung findet als Rundgang durchgehend draußen statt. Die Plätze sind begrenzt, eine Anmeldung erforderlich.
Das Veranstaltungsprogramm, eine Übersicht aller Initiativen und Gedenkorte sowie eine Infothek sind zu finden unter www.gedenken-hamburg-mitte.de. Für alle Veranstaltungen gelten die vom Hamburger Senat verfügten Hygienevorschriften gemäß der aktuellen Hamburgischen SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung.