Buschfest, Schullen, Fortenbacher

Fotos: pm -Adolf Fick: 30 Jahre Kulturkreis Finkenwerder ein Anlass für eine Jubiläumsfeier

Buschfest, Schullen, Fortenbacher.

Kulturkreis Finkenwerder: 30 Jahre seit der Gründung.

Europa war im Herbst 1989 in Bewegung: Die Ostblock-Staaten bäumten sich noch einmal auf, um ihre Existenz zu retten, Glasnost und Perestroika erschütterten den Kommunismus in seinen Grundfesten. Auf Finkenwerder beobachtete man das Geschehen aus der Ferne und der Sinn stand einem Kreis von Aktiven nach etwas ganz anderem: Kultur lautete das Stichwort – nicht ganz zufällig: Das Kulturleben war in diesem Stadtteil immer schon reichhaltig. Der Männerchor Liedertafel Harmonie und die Finkwarder Speeldeel mögen hier als Beispiel für kulturelle Tradition stehen. Die zahlreichen Vereine waren natürlich stets miteinander im Gespräch und kooperierten, den man kannte sich in dem übersichtlichen Ort. Irgendwann ergab sich die Frage, warum man die Vereine nicht unter einem Dach zusammenführen sollte, hatte man doch schon 1986 erfolgreich bei der eindrucksvollen Jubiläumsfeier „750 Jahre Finkenwerder“ kooperiert. Anfang 1988 lud der damalige Bezirksamtsleiter Peter Reichel Vertreter von 12 Vereinen zu vorbereitenden Gesprächen ein. Im April entstand eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Peter Reichel, Bernd Brauer, Dr. Hinrich Woldmann, Werner Marquart, Werner Kaiser und Kurt Wagner. Man war sich schnell einig: Die Förderung der Kultur sollte Sinn und Zweck dieser Neugründung werden. Die Anwesenden einigten sich auf den Namen „Kulturkreis Finkenwerder.“ Die Satzung arbeiteten Bernd Brauer und Kurt Wagner aus. Ein weiteres Jahr später, genauer, am 13. Oktober 1989, trafen sich die Beteiligten in der Galerie Stroh am Köhlfleet Hauptdeich 2 zur Gründungssitzung. Im Protokoll heißt es: „Wir sehen auch darin ein Zeichen, dass in Finkenwerder ein vereinsübergreifender Kulturkreis zur Förderung des kulturellen Lebens und zur Erhaltung der kulturellen Werte nicht nur nützlich, sondern auch erforderlich ist.“ So formulierte es der gewählte Protokollführer Helmut Vick. Unter das Protokoll setzten Kurt Wagner und Bernd Brauer ihre Unterschrift. Es war die Geburtsstunde des Kulturkreises Finkenwerder. Er und seine Akteure blicken mittlerweile auf 30 Jahre erfolgreichen Wirkens zurück – ein Grund zum Feiern.
Am 14. November hatte der aktuelle Vorstand zu einer Jubiläumsfeier in das TuS-Seglerheim eingeladen. Dort begrüßte der 1. Vorsitzende Adolf Fick die geladenen Gäste, darunter noch zahlreiche Gründungsmitglieder (16 sind bereits verstorben). Der Kulturkreis zeichnet sich unter anderem auch durch eine große personelle Kontinuität aus. Adolf Fick ist nach dem Gründungsvorsitzenden Kurt Wagner (bei der Gründung 34 Ja- und eine Nein-Stimme) erst der 2. Vorsitzende in der noch jungen und doch schon bewährten Geschichte des Kulturkreises. Zum Stellvertreter von Kurt Wagner wurde am Tag der Gründung Walter Pieper bestimmt, zum Schatzmeister Bernd Brauer. Werner Marquart übernahm das Amt des Pressewarts. Wahlleiter war Peter Reichel. 35 Gründungsmitglieder stimmten über die Personalien ab.
Während der letzten 15 Jahre hat Adolf Fick verantwortlich die Geschicke des Kulturkreises geleitet – „immer und ausschließlich im Team“, wie er ausdrücklich in seiner plattdeutschen Ansprache betonte. Kurt Wagner war bei der Jubiläumsfeier wegen eines Todesfalls verhindert.
Adolf Fick ließ eine Reihe von erfolgreichen Aktivitäten Revue passieren, die unter dem Dach des Kulturkreises stattgefunden haben. Nicht zuletzt sind es dessen finanzielle Unterstützung sowie der Koordination der anstehenden Termine, die das unverändert reichhaltige Kulturleben auf Finkenweder erst möglich machen – bis heute. Groß gefeiert hat man auf Finkenwerder beispielsweise die 55 Jahre Zugehörigkeit zu Hamburg und auch das Buschfest (Finkenwerder ist der einzige Ort in Deutschland nach der Währungsreform, der während der Festtage offiziell über eine eigenen Währung, den Schullen (= 1 DM) verfügen durfte). Die Münzen sind heute Sammler- und Liebhaberstücke. Unvergessen sind auch die Bieranstiche mit Hermann Rieger (HSV) und Schwester Teresa vom Karmelkloster auf der vom Gewerbeverein zu neuem Leben wiedererweckten Karkmess, ebenso wie die ökumenischen Gottesdienste auf dem Scooter, ganz zu schweigen von der 775-Jahrfeier Finkenwerder mit einer riesengroßen, auch überregionalen Resonanz. Adolf Fick: „Man kann die vielen Veranstaltungen gar nicht aufzählen, die die Vereine durchgeführt haben.“ Ein paar waren es außer den bereits Genannten dann doch: die Deichpartie, eine noch recht junge Veranstaltung, das Stadtteilfest mit dem NDR, von dem selbst diese oft schon abgeklärte Rundfunkanstalt beeindruckt war, sowie die zahlreichen Theateraufführungen von Gastensembles die teils aus Bayern anreisten, ebenso wie Konzerte. Der jüngste Knaller: Anfang 2019 „die Fortenbacher“ in der Aula der Stadtteilschule.
Nicht zuletzt verleiht des Kulturkreis den von Airbus unterstützten Kunstpreis Finkenwerder, der bereits zahlreiche renommierte Künstler nach Finkenwerder geführt hat.
Last but not least soll hier vom „Kössenbitter“ die Rede sein, dem offziellen und sehr gern gelesenen (die große Nachfrage bestätigte es) Mitteilungsblatt des Kulturkreises in Hochglanz. „De Kössenbitter“, so die korrekte Bezeichnung, erscheint seit 1990 dreimal jährlich und berichtet – einer aktiven Redaktion sei es gedankt – über die kulturellen Aktivitäten auf Finkenwerder. Im ersten Heft (Juni 1990, Auflage: 6000, heute: 4500) gratuliert u.a. der damalige Kultursenator Ingo von Münch (FDP) dem Kulturkreis zur Gründung. Der stellt u.a. sich, seine Gründungsmitglieder sowie die tragenden Vereine vor und erläutert die Bezeichnung „Kössenbitter. Heute hat der Kulturkreis 426 Mitglieder.
Der erste Kulturkreis-Höhepunkt des kommenden Jahres: „Gospel Train“, der Mittelstufenchor der Goethe-Schule Harburg, gegründet und geleitet von Peter Schuldt aus Finkenwerder, tritt am 25. Januar in der Aula der StS Finkenwerder auf.