Burgen in Hamburg: Ausstellung ganz ohne Scherben!

pm -Der Museumsshop wartet mit ganz besonderen Kostbarkeiten auf: Passend zur neuen Ausstellung „Burgen in Hamburg ± Eine SpurensucheÒ finden sich hier handgefertigte Unikate aus dem historischen Holz der Neuen Burg das bei den Ausgrabungen geborgen werden konnte. Jedes Produkt der „Edition 1000 Jahre Neue Burg HamburgÒ ist ein Einzelstück: Füllfederhalter Kugelschreiber Bleistifte Laguiole-Taschenmesser und Santoku-Küchenmesser ± jedes handgefertigt aus dem 1000 Jahre alten Eichenholz der Neuen Burg. Ein besonderes Stück Hamburger Geschichte das streng limitiert und nur im Archäologischen Museum Hamburg erhältlich ist.

Burgen in Hamburg: Ausstellung ganz ohne Scherben!.

Archäologisches Museum schreibt Geschichte der Neuen Burg neu.

„Es ist eine Ausstellung, die gänzlich ohne Scherben auskommt.“ Diese Ankündigung aus dem Mund des Direktors eines Archäologischen Museums – hier des Archäologischen Museums Hamburg in Harburg mit seinem Chef Rainer Maria Weiss – macht hellhörig. Das muss schon etwas ganz Besonderes sein. Ist es auch. Denn das Archäologische Museum am Museumsplatz 2 zeigt seit Donnerstag die neue Sonderausstellung „Burgen in Hamburg – Eine Spurensuche“. Mit dieser Ausstellung schlägt das Museum ein spannendes Kapitel der frühen Stadtgeschichte auf und nimmt nach neuestem Forschungsstand die mittelalterlichen Befestigungsanlagen in Hamburg in den Blickpunkt. Die historischen Überlieferungen werden mit den brandaktuellen Ausgrabungsergebnissen an der Neuen Burg, unmittelbar neben dem St. Nikolaiturm an der Ost-West-Straße, verknüpft und die neuesten Forschungen zu Hamburgs „dunklen Jahrhunderten“ präsentiert. Überaus spektakuläre Animationen, Rekonstruktionen und Filme vermitteln ein ganz neues Bild von den Ursprüngen Hamburgs. Weiss ist auch daran gelegen, klar zu machen, dass, anders als es die reine Lehre jahrzehntelang vermittelt hat, Hamburg keine „hochgerüstete Stadt“ war, weil die Stadt immer nur durch eine Burg zeitgleich geprägt wurde. Somit wird die Stadtgeschichte neu geschrieben.
Auch in Hamburg gibt es Spuren dieser fernen Zeit, die aber nicht mehr sichtbar sind, sondern nur noch archäologisch erforscht werden können. Schon im frühen Mittelalter gab es hier Befestigungsanlagen. Archäologisch betrachtet, gibt diese wichtige Phase der Hamburger Stadtgeschichte aber immer noch viele Rätsel auf.
Die bislang „dunklen Jahrhunderte“ der Hamburger Stadtgeschichte – von den ersten sächsischen Ringwallanlagen des 8. Jahrhunderts bis zur Gründung der Neustadt im späten 12. Jahrhundert – hat das Archäologische Museum Hamburg in den letzten Jahren einer Neubewertung unterzogen. Weiss: „Schon 2015 in der viel beachteten Ausstellung „Mythos Hammaburg – Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs“ wurde die Frühgeschichte der Stadt neu geschrieben. Die neue Ausstellung „Burgen in Hamburg – Eine Spurensuche“ widmet sich nun – live und in Farbe, wie Weiss betonte – den beiden Jahrhunderten nach der Hammaburg, dem 11. und 12. Jahrhundert. Auslöser waren die sensationellen Grabungsergebnisse der letzten Jahre an der Neuen Burg. Hier konnten grundlegend neue Erkenntnisse gewonnen werden, die den Übergang von der Hammaburg zur Neuen Burg in einem neuen Licht erscheinen lassen.“

Die Neue Burg – Zeitkapsel aus dem Mittelalter.

Die Neue Burg war im 11. Jahrhundert die größte Burganlage Norddeutschlands und wurde im Auftrag des Billunger-Herzogs Bernhard II. ab 1021 errichtet – also vor genau 1000 Jahren.
Als Nachfolgebau der Hammaburg kam ihr eine Schlüsselrolle bei der Sicherung der Handelsstadt zu. Ihr mächtiger Wall schützte den Westen Hamburgs gegen feindliche Angriffe, während der Heidenwall am Speersort die Stadt nach Osten sicherte. Das Gebiet der Neuen Burg gilt heute als die Keimzelle der Hamburger Neustadt. Mit ihr begann der Aufstieg Hamburgs zur künftigen Hansestadt.
Die Burg war aber, anders als man annehmen könnte, nicht aus Steinen errichtet, sondern – wie im Norden üblich – aus Holz und Erde. Dendrochronologische Untersuchungen der Holzbohlen lassen den Rückschluss zu, dass die für den Bau der Burg notwendigen Eichen im Herbst/Winter 1020/1021 gefällt wurden.
Die eindrucksvolle Wallanlage und ihre spektakuläre Erhaltung zogen bereits während der Ausgrabungen großes öffentliches Interesse an. Die neuen Erkenntnisse veränderten die Bewertung der historischen Abläufe, die bisher fester Bestandteil der hamburgischen Geschichtsschreibung waren. In Gebiet des (heutigen) Hamburg und seinem Umland gab es weitere Burgen, die aber bislang kaum erforscht sind. Diese Lücke will die Ausstellung nun ebenfalls schließen. Mehrere Anlagen im heutigen Hamburger Stadtgebiet werden im Rahmen der Ausstellung in den Blick genommen, darunter die Rönneburg im gleichnamigen Stadtteil und die Burg Falkenberg in Neugraben.
Die Schau räumt mit vielen Vorurteilen zu mittelalterlichen Burgen auf, beleuchtet die damalige politische Lage und stellt die Hauptakteure vor. Wer waren die Erbauer der Burgen? Wer hatte die Macht und lenkte die Geschicke der Hansestadt in dieser Zeit? In Hamburg regierten damals die Herzöge aus dem Geschlecht der Billunger und später der Schauenburger, auf der anderen Seite die einflussreichen Erzbischöfe des Doppelbistums Hamburg-Bremen. Die Ausstellung präsentiert erstmals zahlreiche Originalfunde der archäologischen Ausgrabungen und die Besucher können sich von spektakulären Rekonstruktionen der Burgen faszinieren lassen: Detailreiche Illustrationen erwecken das frühe Hamburg zum Leben und zeigen die Burgen der Elbmetropole, wie man sie noch nie gesehen hat. Zur Ausstellung erscheint außerdem ein umfassender Forschungsband mit der Zusammenschau der bisherigen Grabungsergebnisse. Ein ganz besonderer Hingucker ist eine „Fahrt“ in einer umgebauten Ski-Gondel. Dort können die Ausstellungsbesucher auf Bildschirmen 200 Jahre Burg-Geschichte über die Stadt „schwebend“ Revue passieren lassen

Das Veranstaltungsprogramm rund um die Ausstellung.

Im Rahmen der Ausstellung wird ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm für alle Altersgruppen angeboten: Bei Workshops und Aktionstagen können die Besucher mittelalterliche Handwerkskunst bei Live-Vorführungen entdecken oder sich von einem Comiczeichner in mittelalterlichen Gewändern porträtieren lassen. Bei Vorträgen, Führungen zu den Fundorten der Hammaburg und der Neuen Burg, aber auch einem extra für die Ausstellung zusammengestellten Kinoprogramm kommen nicht nur Mittelalterfans auf ihre Kosten. Ein umfangreicher Katalog, reich bebildert und äußerst lesenswert, begleitet diese Ausstellung. Sie ist bis zum 17. April zu sehen. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei.