Aus LPT wird Provivo Biosciences GmbH und Co. KG Umstrittenes Versuchslabor mit neuem Namen

ein -Anfang 2020 gab es in Neugraben eine große Demonstration gegen Tierversuche

Aus LPT wird Provivo Biosciences GmbH und Co. KG

Umstrittenes Versuchslabor mit neuem Namen.

Das in die Schlagzeilen geratene Unternehmen LPT heißt ab sofort Provivo Biosciences GmbH und Co. KG. „Mit der Firmierung Provivo Biosciences GmbH und Co. KG möchte das Unternehmen bereits im Namen seinen Unternehmenszweck zum Ausdruck bringen. „Pro vivo“ bedeutet „für das Leben“ und „Biosciences“ ist die Wissenschaft für Leben und Umwelt“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
„Der Beitrag, den wir für Verbraucherschutz und Arzneimittelsicherheit leisten, soll auch in unserem neuen Namen zum Ausdruck kommen“, erläutert der neue Geschäftsführer Thomas Wiedermann. Ein weiterer Grund für die Umfirmierung sei laut Wiedermann der globale Wettbewerb: „Um weiterhin in der Spitzengruppe im Bereich der regulatorischen Toxikologie mitspielen zu können, sollte auch der Name prägnant und für nationale und internationale Auftraggeber verständlich sein.“
Gerade die derzeitige Pandemie zeige, so Wiedermann, wie wichtig es sei, dass auch in Deutschland eine sichere Arzneimittelforschung und Medikamentenherstellung gewährleistet wäre. Wo keine nationale Pharma-Forschung und -Produktion stattfinde, steige die Abhängigkeit vom Ausland, meint man in dem Hamburger Unternehmen. Die Engpässe bei den Corona-Impfstoffen machen die Defizite sichtbar, verdeutlicht Wiedermann: „Wir bei Provivo Biosciences sind bereit, unseren Beitrag dafür zu leisten.“
Neu sei laut der Pressemitteilung nicht nur die Firmierung, sondern auch die innere Struktur des 1965 gegründeten Laborbetriebes. „Der Umbau des Unternehmens umfasste die Aufgabe und Abspaltung des Betriebsteiles in Mienenbüttel und eine Neuordnung des Anlagevermögens. Dazu gab es einen Wechsel im Spitzen-Management und Veränderungen interner Strukturen und Prozesse. Auch die Weiterentwicklung eines Firmen-Ethos gehört dazu“, wird im Pressetext mitgeteilt.
Für Provivo Biosciences seien 150 Mitarbeiter in Neugraben und auf dem Gut Löhndorf im Kreis Plön in Schleswig-Holstein tätig. Sie prüfen im Auftrag von Hersteller-Unternehmen, Universitäten und Biotechunternehmen Arzneimittel und Chemikalien auf ihre Verträglichkeit und mögliche Gefährlichkeit für den Menschen. Diese Tests seien weltweit gesetzlich vorgeschrieben und für die Zulassung von Arzneimitteln und anderen Stoffen erforderlich, heißt es in der Pressemitteilung.
Das Unternehmen verfüge über eine jahrzehntelange Erfahrung in der klassischen Toxikologie. Neu hinzugekommen seien zahlreiche weitere Verfahren, darunter Zelltests und kombinierte interdisziplinäre Verfahren, die dem neuesten Stand der pharmazeutischen Wissenschaft und Technik entsprechen, so der Pressetext.
„Das Unternehmen hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren weiterentwickelt, verbessert, zukunftsfähig gemacht und dabei auch geäußerte Kritik im Rahmen von Umstrukturierungen berücksichtigt. Wir fühlen uns für zukünftige Aufgaben gut gerüstet“, gibt sich Geschäftsführer Wiedermann zuversichtlich.
Neu gestaltet wurde auch die Internetpräsenz. Unter www.provivo-bioscience.com kann sich die Öffentlichkeit über das Unternehmen informieren. Das haben die Tierschützer der Gruppe The Animal Free Fighters (TAFF) getan. Ihr Urteil fällt negativ aus: „Während am 22.02.2021 das ehemalige Tierversuchslabor LPT seine Namensänderung auf den Namen Provivo Biosciences GmbH & Co KG bekannt gab, machte man mit einem neuen Internetauftritt auch die „neue“ Unternehmensphilosophie bekannt und versprach mehr Transparenz. Man würde sich also jetzt auch mit Alternativmethoden zu Tierversuchen beschäftigen. Zu vermuten ist, dass man schon erste Erkenntnisse gesammelt hat, denn außer, dass man beispielsweise mitteile, ein Teil der Tiere würde in einer „Seniorenresidenz“ leben, wurde dem nicht fachkundigem Leser ja auch gleich ein vermutlich erstes Forschungsergebnis präsentiert. Zitat: „Die in der Zellkultur nachgebildete Leber bekommt keinen Husten“. Leider fehlt der fachliche Hinweis, ob die Leber lebender Tiere an Husten erkrankt und sich daraus die Notwendigkeit der Tierversuche ableiten lässt. Anstatt der Verbreitung solcher Weisheiten würde uns Tierschützer allerdings mehr interessieren, ob das ehemalige LPT immer noch zehntausende Mäuse elendig verrecken lässt, um die Wirksamkeit von Botox zu messen, obwohl die tierleidfreien Alternativmethoden seit 2013 zugelassen sind und von zwei der drei Hersteller genutzt werden.“ Allein im Jahr 2019, erklären die Tierschützer, wären laut öffentlich zugänglichen Informationen für diese „biologische Messung“ 46.800 Mäuse „verbraucht“ worden. Die Tiere würden es nicht in die „Seniorenresidenz“ geschafft haben, so TAFF.
„Aus unserer Sicht ist auch das wieder ein Versuch, dem bei den Auftraggebern wohl verbranntem Namen LPT und ruiniertem Image wieder ein neues Image zu verschaffen. Aber ein neuer Name täuscht nicht über den selben Inhalt hinweg, der Protest geht verstärkt weiter!“, kündigt TAFF an.