Algen für die Zukunft der Landwirtschaft aus Harburg

pm -Andreas Timm-Giel (li.) und Sönke Knutzen - hier mit der Senatorin Katharina Fegebank stellten das „Open T-Shape for Sustainable DevelopmentÒ an der TU am Ziegelwiesenkanal vor

Algen für die Zukunft der Landwirtschaft aus Harburg.

Proteinreiches Düngemittel im Binnenhafen gezüchtet.

Den Binnenhafen bringt man gemeinhin – wie sollte es auch anders sein – mit Schifffahrt in Verbindung. Aber Landwirtschaft? Durchaus! Denn eine Gruppe von TU-Doktoranden entwickelt aktuell im HIP (Hamburg Innovation Port) am Ziegelwiesenkanal einen Algenreaktor (was durchaus mit Wasser zu tun hat), der proteinreiches Düngemittel produziert – zunächst noch im Kleinformat, was in Zukunft aber in durchaus größerem Maßstab denkbar ist. Der Doktorand Leonard Franke stellte das Projekt am Montag vor und erläuterte, auf welchem Weg proteinreiche Algen hergestellt werden können: mit Hilfe eines Mikroalgenreaktors. Die Einsatzmöglichkeiten der geernteten Algen seien vielfältig, so Leonard Francke, der zusammen mit den TU-Wissenschaftlern Sarah Löhn und Dr. Nils Wieczorek das Feld „Bioressourcen an der Zucht von Algen“ bearbeitet. Weitere Möglichkeit: Die Gewinnung von nachhaltigem und gesundem Futtermittel für Fische in Aquakulturen oder die Gewinnung von biobasierten Farbpigmenten für die Lebensmittelindustrie oder die chemische Industrie.
Francke erinnerte daran, dass der weitaus größte Teil der Erde aus Meeren und Ozeanen bestünde, ein Potenzial, das man heben müsse.
Eine sechs Mal sechs Meter große Konstruktion, ein Ponton, durch dessen Mitte sich sechs Zentimeter dicke transparente Rohre winden, in denen die Algen des Mikroalgenreaktors im Harburger Binnenhafen heranwachsen, ist das Herzstück des Projekts. Es arbeitet mit temperiertem Wasser, was im Sommer im Ziegelwiesenkanal zur Genüge vorhanden ist. Im Winter muss er ruhen, denn der Energieaufwand zur Wassertemperierung wäre zu groß. 30 Grad seien die ideale Temperatur, so Francke weiter. Doch allein damit ist es nicht getan – auch CO2 (aus Abgasen), Phosphat und nicht zuletzt Stickstoff würden benötigt, um das Algenwachstum in gewünschtem Maßstab zu beschleunigen. Gemessen am Proteingehalt übertreffen die Algen sogar Soja um glatte 50 Prozent beim Proteinanteil. Sind die Algen einmal gezüchtet und „herangewachsen“, ist alles Weitere einfach: Die Algen aus der nährstoffreichen grünen Flüssigkeit werden abgeschöpft und sind damit bereit für die Verwertung.
Um zukunftsweisende Projektvorhaben wie dieses langfristig zu unterstützen, hat die Stiftung Innovation in der Hochschullehre die Förderausschreibung „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ ins Leben gerufen. Aus Hamburg sind insgesamt drei Einzelanträge sowie ein Verbundantrag ausgewählt worden. In diesem wettbewerblichen, wissenschaftsgeleiteten Verfahren unter insgesamt 264 eingereichten Anträgen konnte sich auch dieses Gemeinschaftsprojekt der Technischen Universität Hamburg, der HafenCity Universität und der Hamburg Open Online University erfolgreich durchsetzen. Die jeweiligen Projekte werden mit bis zu fünf Millionen Euro ab dem 1. August für maximal drei Jahre gefördert.
Ziel dieses ausgezeichneten Projekts ist es außerdem, Studenten über Onlineinhalte die Möglichkeit zu geben, sich über Themen wie Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit weiterzubilden.
Zur Vorstellung des Projektes war die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) nach Harburg gekommen und stellte im HIP fest: „Gerade die Erfahrungen der vergangenen Monate haben uns gezeigt, dass wir Digitalisierung aktiv und engagiert gestalten müssen – im Sinne der Studierenden. Ich freue mich daher besonders, dass die Technische Universität gemeinsam mit der HafenCity Universität und der Hamburg Open Online University ein zukunftsweisendes Projekt entwickelt hat, das mit seiner forschungsorientierten Zusammenarbeit einer der großen Stärken des Wissenschaftsstandortes Hamburg betont.“
Prof. Dr. Andreas Timm-Giel, Präsident Technische Universität Hamburg, stellte seinerseits fest: „’Technik für die Menschen‘, so lautet der Gründungsauftrag der TU Hamburg, und er könnte angesichts der Herausforderungen von Klima und Umwelt nicht aktueller sein. Das Open T-Shape-Projekt bietet Studierenden die Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken und sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Ich freue mich sehr über die Förderung und über all die spannenden Forschungsbeiträge, die schon heute für ein besseres Morgen an der TU Hamburg realisiert werden.“ Das Open T-Shape (der T-Balken) ist, wie Sönke Knutzen, Professor am TU-Institut für technische Bildung und Hoschschuldidaktik und Initiator des „Open T-Shape for Sustainable Development“ erläuterte, der interdisziplinäre Deckel, der sich an den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen orientiert und können hochschulübergreifend erstellt und genutzt werden. Dabei koordinieren die Partner des Verbundprojekts – gefördert mit 2 Millionen Euro – einerseits die fachliche Ausgestaltung und andererseits das Konzept für die mediale und technische Umsetzung der digitalen Lernangebote. Diese stehen der Öffentlichkeit anschließend auf der Bildungsplattform der HOOU digital zur Verfügung. Übrigens: Der Fußweg am HIP (Blohmstraße) vorbei ist öffentlich und jedermann kann einen Blick auf die Anlage werfen.