MVZ Verhaltenstherapie Falkenried: Ambulanz in Harburg geschlossen

SPD -Claudia Loss: Die SPD bedauert die Schließung derrpsychiatrischen Ambulanz Falkenried

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MVZ Verhaltenstherapie Falkenried:
Ambulanz in Harburg geschlossen.

Der Grund: Ablehnung eines Antrages auf Sonderbedarf.

Am Wochenende wurde bekannt, dass die psychiatrische Ambulanz Falkenried, die sich im Binnenhafen befindet, schließt. Psychisch erkrankte Menschen aus dem Süden Hamburgs verlieren in der Folge eine nahe Anlaufstelle, die sich in ihrem erst zweijährigen Bestehen zu einem wichtigen Bestandteil der psychotherapeutischen und psychiatrischen Erstversorgung in Harburg entwickelt hat.
Grund dafür sei die Ablehnung eines Antrages auf Sonderbedarf durch die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH). Eine sinnvolle Therapie sei ohne die genehmigte Zusatzstelle jedoch nicht möglich, hieß es.
In einer Mitteilung der Psychiatrische Ambulanz Falkenried auf ihrer Homepage heißt es wörtlich: „Der Hamburger Süden bleibt psychotherapeutisch unterversorgt“ Und weiter: Es besteht Konsens, dass psychisch kranke Menschen im Süden Hamburgs unterversorgt sind. Ein Blick auf die Verteilung von Psychotherapie- und Psychiatriepraxen weist auf einen eklatanten Mangel an Behandlungsangeboten südlich der Elbe hin. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) bestätigte in der Vergangenheit diese Schieflage. In Abstimmung mit der KVH wurde daher das Projekt einer Ambulanz in Harburg ins Leben gerufen. Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Verhaltenstherapie Falkenried erklärte sich bereit, eine Ambulanz mit einem kultursensiblen Schwerpunkt im Hamburger Süden aufzubauen. Alle waren sich darüber einig, dass dafür zusätzliche psychotherapeutische und psychiatrische Kapazitäten geschaffen werden müssen. Nach zweijähriger Vorarbeit wurde Mitte 2018 die neue Ambulanz eröffnet. Anträge für die erforderlichen Sonderbedarfe wurden auf den Weg gebracht. Mit ‚Bordmitteln‘ entstanden erste Therapieangebote. Wie erwartet war die Nachfrage riesig. Alles war bereit für den Ausbau der Ambulanz mit ausreichenden Therapie-Ressourcen. Leider kam es anders als geplant: Anfang dieses Jahres verwehrte der Zulassungsausschuss die Genehmigung der benötigten Therapeutenstellen. Ohne Unterstützung sehen wir uns nun gezwungen, unsere Ambulanz in Harburg vorerst stillzulegen. Wir bedauern diesen Schritt.“

Mitte 2018 wurde diese Ambulanz eröffnet. Weiter ist in der tellungnahme zu lesen: „Zuvor stimmten wir uns mit regionalen Anbietern (Asklepios Klinikum Harburg, PSAG Süd) über den Versorgungsbedarf im Hamburger Süden ab. Es sollten keine unnötigen oder doppelten Angebote entstehen. Bis heute haben wir am Standort Harburg mehr als 500 Patient*innen in Gruppen- und Einzeltherapie behandelt. Ungefähr 500 Patient*innen warten momentan noch auf den Start ihrer Therapie. Unser Angebot für den Hamburger Süden wurde ganz bewusst auch auf Menschen mit Migrationshintergrund ausgerichtet. Gerade dieser Bevölkerungsgruppe fehlen ausreichende Therapieangebote. So fand eine spezialisierte Psychotherapiegruppe für Frauen türkischer Herkunft statt, geleitet… von einer Psychologin türkischer Abstammung.
Die erste Stufe im Aufbau der Ambulanz in Harburg gelang uns dank der Zusammenarbeit mit kooperierenden Krankenkassen. Zusätzlich liehen wir Ressourcen und Personal aus anderen Standorten aus, eine Maßnahme mit zeitlicher Begrenzung, die zwangsläufig zu Lasten bewährter Behandlungsangebote gehen musste. Bereits in der frühen Planungsphase erörterten wir das Kapazitätsproblem mit der KVH. Angesichts der Versorgungsdefizite im Hamburger Süden waren sich alle Beteiligten einig: Ein nachhaltiges Versorgungsangebot in Harburg kann nur mit Hilfe zusätzlicher Therapeutenstellen aufgebaut werden, das heißt über die Genehmigung eines Sonderbedarfs für Psychotherapie und Psychiatrie. Im Einvernehmen und in Abstimmung mit der KVH wurde dies zur Grundlage für den Aufbau einer Ambulanz in Harburg gemacht. Ein Antrag auf Sonderbedarf wurde gestellt.“
Anfang 2020 flatterte dann zur großen Überraschung die Ablehnung auf den Antrag durch den Zulassungsausschuss auf den Tisch. Der Bescheid basiert auf einer Stellungnahme der KVH, in der es heißt: „Nach der Überprüfung der Versorgungssituation scheint die verhaltenstherapeutische Versorgung der Versicherten in Hamburg sichergestellt zu
sein. Eine abschließende und absolute Aussage ist jedoch seitens der Kassenärztlichen Vereinigung aufgrund der vorliegenden Daten nicht möglich.“
Der Bescheid des Zulassungsausschusses berücksichtige aber weder die örtliche Besonderheit im Süden von Hamburg noch die große Anzahl an Patient*innen auf den Wartelisten vieler Therapeut*innen, so die Psychiatrische Ambulanz Falkenried.
Tatsächlich weise eine Befragung der Psychotherapeut*innen durch die KVH einen erheblichen Mangel an Behandlungsplätzen aus. Die Psychiatrische Ambulanz Falkenried kündigte an, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen, doch „unsere bisherigen Erfahrungen mit den Ausschüssen stimmen uns jedoch nicht optimistisch. Für eine Fortsetzung unseres Engagements in Harburg ist uns damit die Planungssicherheit entzogen worden.“
Zum 31. Mai ist die Ambulanz in Harburg vorerst stilllgelegt worden.
„Die Nachricht kam für uns aus heiterem Himmel. Wir bedauern sehr, dass die Verhaltenstherapie Falkenried Ihren Standort in Harburg geschlossen hat. Wir bedauern auch, dass Falkenried vor diesem Entschluss nicht das Gespräch mit den kommunalpolitischen Fachleuten gesucht hat und wir davon erst aus der Presse erfahren haben. Gerade weil die SPD-Bezirksfraktion bereits vor über einem Jahr, durch einen Antrag der vormaligen SPD-Abgeordneten Eftichia Olowson-Saviolaki, die Bemühungen von Falkenried, eine Sonderbedarfszulassung zu erhalten, unterstützt hat.,“ so Claudia Loss, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion und Abgeordnete in der Bürgerschaft aus dem Bezirk Harburg.
Nicht nur die Schließung der Ambulanz, auch die Ablehnung ihres Antrages durch die KVH kam für viele überraschend. Loss: „Die Ablehnung passt nicht zur wahrgenommenen Versorgungslage südlich der Elbe. Wartelisten, nicht nur der Verhaltenstherapie Falkenried, in Harburg zeigen, dass die Kapazitäten für ambulante psychiatrische und psychotherapeutische Betreuung in Harburg und Süderelbe nicht ausreichen. Durch die Schließung der Ambulanz verknappt sich das Angebot jetzt noch weiter. Ein Ausweichen in Praxen nördlich der Elbe ist gerade psychisch erkrankten Menschen oftmals nicht zuzumuten.“
Die Harburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete weiter: „Eine gute Versorgung für psychisch erkrankte Menschen ist ein sehr wichtiger Teil guter Gesundheitspolitik. Ich werde mich persönlich in Gesprächen mit der Psychotherapeutenkammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg danach erkundigen, wie es zu solchen Entscheidungen kommen kann und inwieweit daran gearbeitet wird, das Angebot an Psychiatern und Psychotherapeuten zu erweitern. Nicht nur südlich der Elbe.“