100 Millionen: Dachreiterabsaugung reduziert Feinstäube um 70 Prozent

100 Millionen: Dachreiterabsaugung reduziert Feinstäube um 70 Prozent.

Aurubis-Hauptversammlung erstmals virtuell.

Auf der turnusgemäßen Hauptversammlung der Aurubis AG zum Geschäftsjahr 2019/20 kündigte Vorstandsvorsitzender Roland Harings an, vor allem im Bereich Recycling weiter wachsen zu wollen. „Die erfolgreiche Übernahme des Recyclers Metallo im Mai 2020 war das fehlende Puzzleteil in Europa, um in großem Umfang Sekundärrohstoffe mit niedrigen Metallgehalten verarbeiten zu können“ und ist somit „ein wichtiger Meilenstein für die Umsetzung der Multimetall- und Recyclingstrategie von Aurubis“, bekräftigte der CEO. Die Integration der neuen Standorte Beerse (Belgien) und Berango (Spanien) in das Aurubis-Hüttennetzwerk werde sogar schneller als vorgesehen realisiert: „Bereits im laufenden Geschäftsjahr wird das ursprünglich erst für das Jahr 2022/23 gesetzte Synergieziel von 15 Millionen Euro erreicht.“ Damit sei das Multimetall-Unternehmen bestens gewappnet für weiteres Wachstum, insbesondere im Recycling – ein wesentlicher Baustein der Unternehmensstrategie. Details zu den nächsten Schritten bei deren weiterer Realisierung kündigte Harings für diesen Sommer an.
„Aurubis übernimmt eine aktive Rolle in der Kreislaufwirtschaft. Unsere Produkte, unsere Metalle schaffen die Basis für eine nachhaltige Gesellschaft“, betonte er in seiner Rede vor zugeschalteten Aktionärinnen und Aktionären, denn wegen der Corona-Pandemie musste die Hauptversammlung erstmalig in der Firmengeschichte virtuell durchgeführt werden. Roland Harings nahm die Aktionärinnen und Aktionäre mit auf eine virtuelle Reise zu den Aurubis-Standorten.
„Harings erläuterte: „Recycling ist ein Megatrend, das weltweite Recyclingvolumen wächst kontinuierlich.“ Auch das Joint Venture mit TSR zum Kabelrecycling, in das Aurubis seine Tochtergesellschaft Cablo einbringt, zahlt darauf ein: Wir steigern die Menge an Einsatzmaterialien und schaffen nachhaltige Lösungen für die anfallenden Kunststoffmaterialien. Denn diese sind heute eine der größten Herausforderung im Recycling von Kabelabfällen“, erläuterte Harings. Einen weiteren Fokus setzt der Vorstandsvorsitzende auf Reduzierung der CO2-Emissionen des Unternehmens: „Wir müssen die Dekarbonisierung weiter beschleunigen.“ Die Industrie könne und werde dabei eine wichtige Rolle spielen. Derzeit arbeitet Aurubis diesbezüglich an verschiedenen Projekten. Harings nannte als Beispiel unter anderem die zweite Phase des Industriewärmeprojekts, die der Konzern bis 2024 umsetzen will: Hier koppelt Aurubis überschüssige, nahezu CO2-freie Wärme aus seiner Produktion für die Fernwärmeversorgung im Hamburger Stadtgebiet aus. Weitere Initiativen sind eine geplante Photovoltaik-Anlage am bulgarischen Standort in Pirdop oder anstehende Versuche in der Produktion, in einem Prozessschritt Erdgas durch Wasserstoff zu ersetzen.
„Aurubis bleibt Vorreiter der Branche im Umweltschutz, kündigte Harings weiter an. Nachhaltigkeit sei Teil der Konzernstrategie. Dazu gehört auch der Schutz der Lebensräume in unmittelbarer Nähe der Standorte. Der Vorstandsvorsitzende verwies auf ein Projekt am Standort Hamburg, in das Aurubis in den kommenden Jahren 100 Millionen Euro investieren wird. Mit einer neuen „Dachreiterabsaugung“ – einer Art großer Abzugshaube – lassen sich die diffusen Feinstäube in der Primärhütte noch einmal um rund 70 Prozent reduzieren. Die Arbeiten seien bereits voll im Gange, sagte Harings.
Das Unternehmen plant, die Kosten nachhaltig um 100 Millionen Euro zu senken und die dazu notwendigen Maßnahmen bis zum Geschäftsjahr 2022/23 umzusetzen. „Unser Effizienzsteigerungs- und Kostensenkungsprogramm macht Aurubis nicht nur schlanker, sondern auch vernetzter und digitaler“, fasste der Vorstandsvorsitzende zusammen. So hat Aurubis – neben diversen internen Projekten zur Digitalisierung – im vergangenen Sommer das Berliner Digitalunternehmen azeti erworben.
Zudem verwies der Vorstandsvorsitzende auf die finanzielle Stärke des Unternehmens: Obwohl Aurubis einen Schuldschein zur Finanzierung der Metallo-Übernahme ausgegeben habe, sei das Unternehmen praktisch schuldenfrei und ausreichend Spielraum für künftiges Wachstum, fasste Roland Harings zusammen. Die Dividende wurde um um 5 Cent erhöht: Die Hauptversammlung hat damit eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie beschlossen. Es nahmen 65,05 % des stimmberechtigten Grundkapitals an der Hauptversammlung teil.