100.000 Euro für das Freilichtmuseum

Übergabe des Förderbescheids vor der Tankstelle in der Königsberger Straße: (v.l.) Carina Meyer Stefan Zimmermann, Reiner Rempe, Björn Thümler, Heiner Schöncke, Bernd Althusmann und Klaus-Wilfried Kienert, Vorsitzender des Stiftungsrats

100.000 Euro für das Freilichtmuseum.

Mittel aus dem niedersächsischen Corona-Sonderprogramm.

Ein Donnerstag im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Die zahlreichen Parkplätze sind so gut wie alle belegt. Besucher aus Hamburg und aus dem Landkreis Harburg haben sich eingefunden, alle mit Maske und dem geforderten Abstand, sofern es sich nicht um Familien handelt. Ein Anblick, der Anlass zur Freude gibt, so die Museumssprecherin Marion Junker, wären da nicht die Lockdown-Wochen gewesen, die ein tiefes Loch in die Kasse gerissen und die Bilanz verhagelt haben, wie der Museumsdirektor Stefan Zimmermann leidvoll erfahren musste, wenn ihm die Geschäftsführerin Carina Meyer die jeweils aktuellen Zahlen vorlegte. Es sind finanzielle Ausfälle, die auch nicht mehr wettzumachen sind, weiß Zimmermann. Entsprechend groß war deshalb die Freude über eine unerwartete finanzielle Zuwendung: Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, überbrachte persönlich 100.000 Euro aus dem Corona-Sonderprogramm für Kultur für die Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg. Angesichts dieser Summe nahm man die einstündige Verspätung des Gastes aus Hannover gerne in Kauf. „Das Jahr 2020 ist aufgrund der Corona-Pandemie zu einer besonderen Herausforderung für Kultureinrichtungen geworden“, so der Museumsdirektor. Das Museum arbeitet nun daran, die finanziellen Einbußen möglichst gering zu halten. Für gemeinnützige Kulturinstitutionen hatte Niedersachsen zügig ein Corona-Sonderprogramm aufgelegt, von dem jetzt auch das Freilichtmuseum profitierte.
Björn Thümler sagte bei der Übergabe: „Wir sehen, dass das Freilichtmuseum am Kiekeberg sich selbst hilft und nicht die Hände in den Schoß legt. Das schätzen wir sehr. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg erhält daher – wie drei weitere Einrichtungen – die Höchstförderung von 100.000 Euro.“ Er betonte weiter: „Der Kiekeberg hat eine besonders große Bedeutung niedersachsenweit, er wird von einer breiten Basis getragen und sein Engagement ist anerkennenswert.“ Deshalb möchte Niedersachsen nicht nur, „dass unsere Kulturschaffenden irgendwie durch die Krise kommen. Wir wissen, dass es auch danach schwierig sein wird und arbeiten gerade an einem weiteren Förderprogramm, damit die Einrichtungen dann wieder durchstarten können. Mit dem neuen Förderprogramm können Veranstaltungen bezuschusst werden. Das schlimmste wäre, wenn die bewährten Strukturen zusammenklappen.“ Dieses erste Förderprogramm läuft unter der Devise „überleben ist wichtig“, das zweite gibt die Perspektive, damit der Veranstaltungsbetrieb wieder Fuß fassen kann. Zimmermann räumte seinerseits ein: „Dieser Zuschuss ist Gold wert, denn wir als Stiftung hätten unserem Anspruch aus eigenen Kräften nicht gerecht werden können.“ Er versprach: „Wir tun das Unsere.“
Thümler war in Begleitung von Dr. Bernd Althusmann, Abgeordneter des Wahlkreises Seevetal-Rosengarten-Neu Wulmstorf, gekommen. „Der Kiekeberg ist ein Leuchtturm und ich bin sehr gern beruflich und privat hier“, bekannte er. Er pflichtete dem Minister bei: „Das Freilichtmuseum am Kiekeberg steht für Tradition und Moderne gleichermaßen. Hier lohnt sich jede Investition und jede Unterstützung.“ Für die ist man im Museum dankbar, denn schon jetzt rechnet Carina Meyer bis Ende August mit einem Minus von 480.000 Euro bei der Stiftung und 243.000 Euro beim Förderverein Freilichtmuseum am Kiekeberg, dem Heiner Schönecke, Mitglied des niedersächsischen Landtages, vorsteht.
Zum Glück war das Jahr 2019 für das Museum sehr erfolgreich. Es konnte einen Überschuss von immerhin 35.000 Euro nach Rücklagenbildung (unter anderem für die „Königsberger Straße“) erwirtschaften. Doch die siebeneinhalb Wochen Schließung bis zum 6. Mai haben zahlreiche Planungen zunichte gemacht. Statt Sonderausstellungen, Märkte und Mitmachprogramme und Feiern im Tanzsaal (Großveranstaltungen sind noch bis Ende August abgesagt) „haben wir aus Plexiglas im Akkord viele Quadratmeter Spuckschutzwände gesägt“, berichtet Zimmermann. Etwa 50.000 Besucher fehlen dem Museum aktuell in diesem Jahr. Allein zum Pflanzenmarkt kommen alljährlich 20.000 Besucher. Jetzt gilt es, auf das Machbare zu schauen: „Wir sind mit Förderern, unter anderem mit dem Landkreis Harburg im Gespräch und nutzen die Förderprogramme von Bund und Land“. Eines sei aber sicher, betonten Zimmermann und Meyer einstimmig: „Die Museumsarbeit geht weiter, schließlich sind Museen auf Dauer angelegt. Besonders toll ist für die Besucher, dass das Museum, als einziges in Niedersachsen, aktuell auch am Montag öffnen darf. Auch sind die 50 von 72 Museumsmitarbeitern ab 1. August nicht mehr in Kurzarbeit. Sie wird ausgesetzt. Sie war bis Ende 2020 ausgehandelt, für den Fall, dass eine zweite Corona-Welle den Lockdown wieder erforderlich machen sollte. So oder so: „Das wirtschaftliche Ergebnis 2020 wird hinter den Erwartungen zurück bleiben. Nach dem Kassensturz Ende das Jahres wird der Kreistag voraussichtlich noch einmal in die Verantwortung gehen“, kündigte der Landrat des Landkreises Harburg, Reiner Rempe, an. Der Weiterbau des Projektes „Königsberger Straße“ solle natürlich weiter gehen, „und das Museum voll funktionstüchtig weiter arbeiten“, so Schönecke, denn der Förderverein will dafür Sorge tragen, „dass das Museum nicht dauerhaft ins Minus rutscht.“ Dabei nickte Schönecke, dessen Herz bekannterweise am Museum hängt, vielsagend. Und auch das ist Fakt: In Niedersachen ist das Freilichtmuseum die Nummer 2 auf der Liste der förderungswürdigen Einrichtungen nach der Corona-Krise.